Hab ich den Markt und die Straßen doch nie so einsam gesehen!

Die PDS hatte eine Demonstration gegen Nazi-Läden angemeldet. In Pirna gibt es eine Aktion Zivilcourage; auf ihrer Webseite stand nichts davon.
Schon am Neustädter Bahnhof in Dresden: Polizisten, dicht gedrängt. Die Halle voller Jugendlicher, alle in Schwarz. Im Zug 11.20 saßen nur einige ältere Damen. Auch am Hauptbahnhof stiegen keine Demonstranten ein. In Pirna dann wieder großes Polizeiaufgebot am Bahnhof und in der Gartenstraße. Ein Hubschrauber kreiste über der Stadt, sonst war es still. Die meisten Geschäfte hatten geschlossen, auch das Postamt. In kleinen Grüppchen standen die Einwohner beisammen und schimpften auf die Demonstranten.

An einem Haus in der Gartenstraße klebte noch der Schlamm vom Hochwasser an der Fensterscheibe, die anderen sind inzwischen saniert. Man kann da überall Wohnungen mieten.
Am ehemaligen Stadtwall hörte man zaghafte Weinachtsmusik vom Markt her. Es klang recht unheimlich und wehmütig durch die leeren Gäßchen. In einer Bude verkauften Männer Glühwein und Kuchen für den Wiederaufbau eines Kindergartens. Es war Kirschkuchen, eine Engländerin hätte ihn gebacken, sagten sie.
Überall huschten schwarz vermummte Gestalten durch die Höfe, um die Polizeisperre zu umgehen.
Ach, und der Weihnachtsmarkt. "Den Tag müßte man gleich vom Standgeld abziehen," sagte eine Händlerin. "Da kommt doch niemand. Wegen der Scheiße von den Idioten."
Es gab alles, Pantoffeln, Brezeln, Würste, und kaum jemand kaufte. Ein Rechter mit Lonsdale-Shirt ging allein über den Markt, schaute sich um, als gehörte ihm die Stadt, keiner schien ihn zu bemerken. Ein Grüppchen Linker, und gleich wurde kommentiert ("erstma Haare schneiden"). Der Hubschrauber war lauter als die Musik. Ich ging noch um die Kirche herum, den Erlpeter zu besuchen, aber jemand hatte die Flasche abgeschlagen, aus der im Sommer die Armen trinken.
Um 13.00 sollte die Demonstration beginnen. Sie hatten wieder die Plakate dabei mit Sprüchen über das zerstörte Dresden ("sowas kommt von sowas"). Ich ging zum Bahnsteig rauf. Aus der S-Bahn stiegen ein paar Antifas mit grünen Zipfelmützen (?!) und die Polizisten sagten: "Oh, Za-werge."
Auch auf der Rückfahrt waren Polizisten im Zug , obwohl die Antifas ja alle in Pirna blieben, außerdem eine sturzbetrunkene junge Familie, der Vater brachte dem Zweijährigen bei: "Sag mal Fuck."
"Fuck" sagte das Kind.

Fotos kommen morgen (vom Markt, nicht von der Demo).

“Der Erlenpeter bin ich genannt,
Armen Leuten wohl bekannt.
Wer nicht Geld hat in seiner Tasche
Der trinkt mit mir aus meiner Flasche.”

Der Erlpeter - Kulturblatt für Pirna

Webseite mit dem schönen alten Logo und Slogan
der neue Slogan ist nicht mehr "Tor zur Sächsischen Schweiz" sondern "Stadt zur Sächsischen Schweiz". Mir gefällt er nicht. Was ist denn dann bitte Sebnitz?