Auf der Prager Straße in Dresden steht seit Jahren ein Mann mit einer roten Fahne: Hans Jürgen Westphal, einer von den üblichen Verdächtigen. Bei jeder Demo dabei. Seine Standfestigkeit beeindruckt auch seine politischen Gegner, seine Freundlichkeit entwaffnet sie. Es gibt wieder Montagsdemos, sagt er, immer 17.30 vor der Altmarktgalerie, Eingang Dr.-Külz-Ring, ich soll auch kommen, nein, nicht "mal sehen". Sein neues Gedicht- und Straßengesprächsbändchen hat er dabei, "Aperi et lege" heißt es, "Öffne und lies."
Man sieht, hier war ein Bibel- und kirchengeschichtskundiger Mann am Werke (tolle, lege, nimm und lies, hörte der heilige Augustinus im Traum). An einem Gedicht, schreibt er im Vorwort, waren auch einige FKK-Badegäste beteiligt: die nackte Wahrheit also.
Der Autor ist 1951 in Anklam geboren, hat Ingenieurpädagogik und -ökonomie studiert, u.a. in der Kreissparkasse Meißen und im Museum für Geschichte der Stadt Dresden gearbeitet, war kurzzeitig Ökonomischer Leiter der Dresdner Brotfabrik, Buchhändler, Straßenverkäufer der "Roten Fahne" von 94 - 99, im gleichen Jahr wurde er aus der KPD ausgeschlossen.
Alle seine Gedichte hat er auch vertont.
Hoffnungsvoll reiht er sich ein unter die Verkäufer.