Über den Wiederaufbau des Neumarktes geht die Querelle des anciens et des modernes in Dresden. Hungerstil - aus der Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg - oder Glas und Beton?
Rückständige Dörfler! schreien die Vertreter der Moderne, wie die modernes im vorrevolutionären Frankreich den Intellektuellen zuriefen, die altmodische griechische Kunst und römische Tugenden dem Anschmiegen an die Gegebenheiten des absolutionistischen Staates vorzogen.
Einsam steht und tiefbetrübt, wer heiß und still die Vorzeit liebt, klagte Novalis, sich damit ausweisend als - Neuerer (wie schon der Name sagt).
Alt oder neu? Im Warschau der Achtziger strahlten Schönheit und Rebellion durch die wiederaufgebauten Altstadtquartiere, wo es kein Fleisch zu kaufen gab, aber jede Menge Blumen. Die Stalinisten priesen das moderne Kulturhaus.
Knatschigkeit und Harmoniebedürfnis sind der Widerstand des alt.Dresdners. Er ist kein Käpt´n Ahab, der dem weißen Wal nachjagt, er ist Bartleby, der Schreiber, der mitten im Reichtum der Wallstreet jede Teilhabe verweigert: Ich möchte lieber nicht.
Alt oder neu? Wenn aufrührerisch-knatschiger alt.Dresdner Geist auf den alten Häusern besteht, obwohl, nein: weil sie nicht in diese schöne neue Welt passen, dann sagt er den Herren Architekten mit ihren glatten, fröhlich beblümten Fassaden und ihren glatten Auftraggebern: wir möchten lieber nicht.