Dresdner Wandereule
Montag, 11. Februar 2008
Brauchen wir türkische Schulen?

fragen viele Blogs. Nein, brauchen wir nicht. Vielleicht brauchen aber die Türken welche? Damit ihre Kinder nicht von vornherein Hauptschulkandidaten sind, sondern dem Unterricht vom ersten Tag an folgen und die deutsche Sprache allmählich lernen können? Gibt es nicht so etwas wie Minderheitenrechte* und gehören da Schulen nicht dazu?
Man könnte zuerst die Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland in einem speziellen Institut ausbilden und integrative Lehrpläne ausarbeiten. In Geschichte könnte z.B. die Zeit der islamischen Aufklärung (9. - 13. Jahrhundert) breiten Raum einnehmen. Fortschrittliche, liberale, aufgeklärte türkische Schriftstellerinnen und Schriftsteller sollten vorrangig auf dem Literaturlehrplan stehen. Der Deutschunterricht könnte als Fremdsprachenunterricht in der ersten Klasse beginnen und ab der 5. Klasse könnten dann einige Fächer ganz in deutsch unterrichtet werden. Man könnte die sorbischen Schulen als Vorbild nehmen.

Viele Geschwister hören auf, sich zu streiten, wenn sie jeder ein eigenes Zimmer bekommen.

* Artikel 14
1 - Die Parteien verpflichten sich anzuerkennen, dass jede Person, die zu einer nationalen Minderheit gehört, das Recht hat seine oder ihre Minderheitensprache zu lernen.
2 - In Gegenden, die von Personen bewohnt sind, die traditionell oder in substantieller Zahl zu nationalen Minderheiten gehören, werden die Parteien, wenn es genügend Nachfrage danach gibt sich bemühen, soweit wie möglich und innerhalb des Rahmens ihres Erziehungssystems sicherzustellen, dass Personen, die zu diesen Minderheiten gehören, angemessene Möglichkeiten haben, in dieser Minderheitensprache unterrichtet zu werden oder um in dieser Sprache Anweisungen zu erhalten.
3 - Absatz 2 dieses Artikels soll nicht zum Nachteil des Erlernens der offiziellen Sprache oder des Unterrichts in dieser Sprache ausgeführt werden.

Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten
Straßburg, 1. November 1995

...man beachte die kunstvolle Formulierung der Juristen: "in dieser Sprache unterrichtet zu werden" kann bedeuten

a) diese Sprache zu erlernen
b) Unterricht in allen Fächern in dieser Sprache zu erhalten

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Ich habe heute beim Schulamt nachgefragt: Hier gibt es neun Schulen, in denen Türkisch-Unterricht angeboten wird, sechs davon sind Grundschulen, die anderen drei sind Integrierte Gesamtschulen. Herkunftssprachlicher Unterricht wird aber auch noch in Arabisch, Griechisch, Italienisch, Türkisch, Kroatisch, Portugiesisch und Serbisch angeboten (Russisch-Unterricht gibt es an einigen Gymnasien und Gesamtschulen sowieso, außerdem galten die Russlanddeutschen nicht als Ausländer). Im Schulamt kennt man keine genauen Zahlen, wie viele Schüler das Angebot nutzen, hat aber festgestellt, dass die Nachfrage zurückgegangen ist. Der Unterricht ist nicht mehr verpflichtend und freiwillig nehmen immer weniger Schüler daran teil.

Die Lehrer erreichen jetzt allmählich die Altersgrenze und ihre Nachfolger werden nicht mehr vom Land Hessen bezahlt, sondern der Unterricht wird dann von den Herkunftsländern verantwortet. Dann unterrichten so genannte Konsularkräfte - in dieser Stadt ist das bei Italienisch, Spanisch und Portugiesisch bereits der Fall.

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danke für die Information, dieser Unterricht hilft aber den Kindern nicht, die jetzt z.B: in der ersten Klasse sitzen, kein Deutsch verstehen, und Matheunterricht auf Deutsch bekommen. Sie bringen dann schlechtere Leistungen als die deutschen Kinder, obwohl sie genauso intelligent sind.

Natürlich ist es billiger für den Staat, wenn die Eltern zu Hause mit ihren Kindern deutsch reden; tun sie aber oft nicht. Der Staat kann jetzt die Verantwortung bei den Eltern lassen und später auf die kriminellen Jugendlichen schimpfen oder er kann die Verantwortung übernehmen, dass alle Kinder die gleichen Chancen bekommen. Die Lehrer würde ich aber nicht aus der Türkei kommen lassen, sondern hier ausbilden, und bei dieser Ausbildung müsste die Gleichstellung von Frau und Mann ein wichtiges Fach sein.

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Solche Kinder bekommen dann eigens Förderunterricht, nicht nur in der Grundschule, und es gibt auch schon Deutschförderung in den Kindergärten und Kitas (auch in dem hiesigen muslimischen Kindergarten).

In einem Artikel von Zafer Senocak im Tagesspiegel las ich gestern, dass es schon längst solche türkischen Schulen auf privater Basis gebe, und an der Uni Duisburg-Essen könne sogar Türkisch auf Lehramt studiert werden. Was ich bis dato auch nicht wusste: Seit Jahrzehnten gibt es laut Senocak griechische Gymnasien in Deutschland.

Nachtrag: Haben Sie eigentlich heute Morgen zufällig auch das Interview mit dem Bremer Soziologen Gunnar Heinsohn im Deutschlandradio gehört? Ich habe ja mit den Ohren geschlackert, als er sagte:

Die türkischen Einwanderer nach Deutschland sind zu über 90 Prozent Schulversager gewesen. Das waren sie schon in der Türkei und sie sind dort entsprechend scheel angeschaut worden.

Nun war die Quote der Analphabeten und Schulabbrechern unter den Einwanderern gewiss sehr hoch, aber ich wage doch zu bezweifeln, dass es in Ostanatolien tatsächlich gleiche Bildungschancen für alle gab (und gibt). Und Leute ohne jegliche Bildungschancen 'mal eben so zu "Schulversagern" zu erklären, halte ich dann doch für reichlich gewagt. Sage ich als Soziologin.

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im NDR kam auch gerade ein Beitrag über ein türkisches privates Gymnasium

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Junge Menschen zweisprachig zu erziehen ist eine große Chance für eine Gesellschaft.

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es ist halt sehr teuer und deshalb schwer zu vermitteln.

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Kommt drauf an, wie man die Rechnung aufstellt.
Und selbstverständlich hängt es auch davon ab, ob man rechnen kann. In unserem Land scheint kaum jemand volkswirtschaftlich rechnen zu können.
Die Gesellschaft kommt es billiger, wenn es weniger kranke, ungebildete oder gar kriminelle Menschen gibt.

"Schwer zu vermitteln" - das Argument ist nicht so leicht von der Hand zu weisen. Fühlen sich doch so viele Menschen erst so richtig gut, wenn es andere gibt, auf die sie herabsehen können.

Vielleicht bliebe bei intelligenter Bildungspolitik - volkswirtschaftlich gesehen - noch etwas Geld übrig, diesen seltsamen genetischen bedingten Defekt der Menschheit zu lindern?

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da fällt ja für die Rüstungsindustrie nichts ab; dafür gibts keine Lobby

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by shelog (27.05.17, 18:26)
Gibt es Sie doch noch.
:-) Schöne Idee. Schade nur, dass Sie hier nicht...
by arboretum (10.05.17, 18:07)
Ein Wanderkalender hier - Zur
Seite "Wandern um Dresden" soll nun auch ein Wanderkalender entstehen....
by shelog (28.04.17, 18:33)
Neue Seite http://genderkalender.de
by shelog (30.06.16, 18:14)
Das würde mich freuen!
by shelog (26.05.16, 09:25)
:-) Ich hoffe beides
by shelog (26.05.16, 09:24)
ich komme auch nur
noch zufällig vorbei, vielleicht wird das mit dem da anders
by bubo (24.05.16, 17:35)
Passt der jetzt auf
Ihr Blog auf? Oder kommen Sie selbst wieder öfter hierher?
by arboretum (24.05.16, 12:30)

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